
Punta Arenas und die Insel der Pinguine
Die Busfahrt von Ushuaia nach Punta Arenas in Chile ist mit elfeinhalb Stunden angegeben, was uns zunächst überrascht, denn so weit sieht die Strecke auf der Karte gar nicht aus. Wie die lange Fahrtdauer zustande kommt, werden wir unterwegs aber bald erfahren. Busse fahren täglich nach Chile ab, mittwochs und freitags allerdings nur mit Umstieg in Rio Grande. Wir wollen an einem Mittwoch von Feuerland nach Chile weiterreisen und haben die Busfahrten Ushuaia – Rio Grande und Rio Grande – Punta Arenas aufgrund der Hochsaison vorgebucht. Leider wird das Busticket Ushuaia – Rio Grande ein paar Tage vorher einfach per Mail storniert und ist online auch nicht mehr buchbar. So müssen wir uns in Ushuaia erst einmal nach Alternativen umsehen. Im Büro eines Mini-Van Unternehmens werden wir aber schnell fündig – dieses bietet Fahrten nach Rio Grande an, so dass wir von dort aus den Bus nach Punta Arenas erreichen können. Alles in allem funktioniert das, auch ohne fundierte Spanisch-Kenntnisse, recht unkompliziert.
Die Abfahrt nach Rio Grande mit Mini-Van ist für 6 Uhr morgens vorgesehen, es ist noch dunkel aber es geht zum Glück auf die Minute pünktlich los. Im Verlauf der Reise werden wir noch oft feststellen, dass Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Argentinien und Chile nicht nur sehr einfach funktioniert, sondern auch alles immer pünktlich losgeht.
Schon kurz hinter Ushuaia fängt die Landschaft an sich zu verändern. Die schneebedeckten Berge Feuerlands werden immer mehr von karger Steppe abgelöst. Je weiter wir fahren, umso weniger Bäume oder Sträucher sind zu sehen. Und dann besteht die Landschaft plötzlich einfach nur noch aus unendlicher Weite. In Rio Grande angekommen, gibt es im Büro des Busunternehmens die Fahrkarte für den Bus nach Punta Arenas und die Migrationspapiere für Chile. Dann geht es in einer Art Reisebus auch schon los in Richtung Grenzübergang San Sebastian.
Am Grenzübergang heißt es: alle Passagiere aussteigen und zur Passkontrolle auf argentinischer Seite. Ein paar Kilometer weiter müssen wieder alle aussteigen zur Passkontrolle auf chilenischer Seite. Hier wird nun auch das Gepäck kontrolliert. Wichtig: rohes Fleisch, Früchte, Gemüse und andere Rohlebensmittel dürfen nicht nach Chile mitgenommen werden! Nach dem Grenzübergang geht es für einige Stunden durch die Steppe weiter, bis der Bus schließlich die Magellanstraße erreicht, wo wir eine ganze Weile auf die Fähre warten müssen. Nun erklärt sich so langsam auch die lange Fahrtdauer. Die Passkontrollen an der Grenze und das Ent- und Beladen der Fähre mit Bussen, LKWs, Autos und Passagieren kosten Zeit. Die Überfahrt ist aber zum Glück sehr ruhig und dauert nur etwa 20 Minuten. Danach geht es noch kurze Zeit auf asphaltierter Straße weiter, bis wir schließlich gegen 18 Uhr in Punta Arenas ankommen.

Punta Arenas liegt direkt an der Magellanstraße und wird oft als südlichste Großstadt in Chile beschrieben. Tatsächlich ähnelt die Stadt eher einer deutschen Kleinstadt. Auch die Möglichkeiten für Unternehmungen sind begrenzt. Sehenswert ist z. B. der Aussichtspunkt mit Blick über die Stadt auf die Magellanstraße und der Friedhof. Die Innenstadt ist fast ein wenig trist, bietet aber sehr gute Restaurants für Fleisch, frischen Fisch und internationale Küche.

Wir sind in erster Linie hier hergekommen, um die Magellanpinguine auf Isla Magdalena zu sehen. Die Insel erreicht man nach einer etwa 1-stündigen Bootsfahrt. Ausflüge dorthin und (bei gutem Wetter!) auf die weiter draußen gelegene, von Seelöwen bevölkerte, Isla Marta bietet z. B. Solo Expeditiones täglich um 7:00 Uhr morgens an. Im Büro in Hafennähe geht es morgens um 6:30 h ziemlich chaotisch zu: sehr viele Touristen haben sich für die Tour eingefunden und müssen sich zunächst mittels Reisepass registrieren und den Preis für die Tour (ca. 50 EUR pro Person) bezahlen. Allerdings geht es auch hier pünktlich um 7:00 Uhr per Bus zum Bootsableger, wo wir mit Rettungswesten versorgt und eingewiesen werden.
Ich hatte zuvor oft gelesen, dass es in der Nähe der Magellanstraße sehr windig ist und die Überfahrt zur Isla Magdalena eine durchaus schaukelige Angelegenheit werden kann. Wir haben davon zum Glück überhaupt nichts bemerkt. Das Boot (eine Art großes Speedboot) fährt sehr stabil durch die Wellen und kommt nach etwas weniger als einer Stunde bei der Insel an.
Isla Magdalena ist unbewohnt. Wobei: so ganz stimmt das natürlich nicht, denn sie wird je nach Saison von über 120.000 Magellan-Pinguinen besiedelt, die dort brüten und ihre Jungen aufziehen. Die Insel ist ein Naturschutzgebiet. Zusammen mit der weiter nördlich gelegenen Isla Marta gehört sie zum „Monumento Nacional Los Pinguinos“. Und: man kann das Boot verlassen und etwa eine Stunde bei den Pinguinen verbringen. Isla Magdalena ist damit einer der wenigen Orte auf der Welt, an denen man Pinguinen in freier Wildbahn sehr nahe kommen kann.


Die Pinguine sind das Treiben um sie herum gewöhnt und sehr neugierig. Die Nationalparkmitarbeiter achten allerdings streng darauf, dass die Besucher nicht näher als einen Meter an die Pinguine herankommen und dass diese immer Vortritt vor den Menschen haben, wenn sie den angelegten Weg überqueren wollen. Wir sehen unglaublich viele Pinguine mit ihren Jungen. Auch jede Menge Vögel können wir beobachten.

Nach etwa einer Stunde mit den Pinguinen steigen wir wieder ins Boot. Das Wetter und der Wind meinen es gut mit uns und wir können noch die etwas weiter nördlich gelegene Isla Marta ansteuern. Dort siedeln Seelöwen und unzählige Kormorane sitzen auf den Felsen. Die Tiere dürfen hier zwar nur vom Boot aus beobachtet werden, sind aber sehr gut zu sehen und vor allem zu riechen.

Gegen Mittag kommen wir zufrieden wieder in Punta Arenas an. Unsere nächste Station in Chile ist der berühmte Torres del Paine Nationalpark.
Warst Du auch schon einmal in Punta Arenas oder auf den Inseln in der Magellanstraße? Wie hat es Dir gefallen? Was hast Du dort erlebt?

