Feuerland
Argentinien

Tierra del Fuego – so sieht also das Ende der Welt aus!?

Ushuaia. Die südlichste Stadt Argentiniens konkurriert mit dem zu Chile gehörenden Puerto Williams auf der Insel Navarino um den Titel, die südlichste Stadt der Welt zu sein. Und tatsächlich fühlt es sich hier so an, als sei man am Ende der Welt angekommen.

Der Flug von Buenos Aires dauert fast vier Stunden. Beim Landeanflug auf Feuerland sieht man nur karge Felsen, verschneite hohe Bergspitzen und tiefe Fjorde. Von den anderen, größtenteils asiatischen, Mitreisenden auf dem Flug scheint kaum einer hierbleiben zu wollen: die meisten machen sich direkt mit einem der Expeditionsschiffe in Richtung Antarktis auf. Auch ich habe mich im Vorfeld dieser Reise oft gefragt, ob sich ein Besuch von Ushuaia ohne eine Antarktisexpedition überhaupt lohnt. Meine Antwort ist: JA. Denn insbesondere die Umgebung, also der Tierra del Fuego Nationalpark, hat so einiges zu bieten.

Ushuaia ist auch im Sommer für schlechtes Wetter bekannt. Uns empfängt die Stadt jedoch mit strahlendem Sonnenschein und 26 Grad. Typisch sind so kurz vor Kap Hoorn auch im Südsommer wohl eher 5 bis 6 Grad. Aus der Stadt heraus bildet sich direkt ein Stau, fast jeder Einheimische ist mit Picknickkorb oder Grill unterwegs zum Fluss. Trotzdem: Hier am Ende der Welt zahlt sich auch im Sommer Kleidung im Zwiebelprinzip aus. Von 5 Grad und Schneeregen bis zu 26 Grad und Sonnenschein ist offensichtlich alles drin und irgendwie ist das Wetter auch Teil der rauhen Landschaft, die die Stadt umgibt.

Ushuaia selbst ist klein aber hübsch anzusehen, umgeben von schneebedeckten Bergen. Die Stadt lädt zum shoppen, essen und flanieren ein. Überall gibt es Geschäfte mit Outdoor- bzw. Expeditionsausrüstung (die man sich aufgrund der gesalzenen Preise allerdings besser schon mitbringt) und Restaurants mit den für Argentinien so typischen Fleischgerichten und viel frischem Fisch. Essen kann man wirklich fantastisch hier!

Was man sonst noch alles machen kann: eine Bootsfahrt auf dem Beagle-Kanal, eine Karte schreiben vom „südlichsten“ Postamt der Welt, eine Fahrt mit dem Tren al Fin del Mundo und natürlich wandern im Feuerland Nationalpark, was wir natürlich ausgiebig getan haben. Für mich war es aber vor allem dieses „Ende der Welt“-Gefühl, was Ushuaia ausmacht, wenn man im Hafen der Stadt steht und auf den Beagle-Kanal und die Schiffe mit dem Ziel Antarktis schaut…

Hafen von Ushuaia
Am Beagle-Kanal

Tierra del Fuego Nationalpark. Der südlichste Nationalpark Argentiniens liegt etwa 18 km von Ushuaia entfernt und ist der letzte Nationalpark auf dem Weg zur Antarktis. Und: er ist definitiv einen oder noch besser mehrere Besuche wert. Hinkommen ist einfach, am Hafen von Ushuaia stehen Busse, die stündlich direkt in den Park fahren. Die Busse halten am Parkeingang für die Registrierung und man bekommt dort recht gutes Kartenmaterial und Tipps für verschiedene Wanderungen. An verschiedenen Punkten im Park kann man ausstiegen und sich einfach abends dort wieder von den Bussen einsammeln lassen. Da die Wanderwege insgesamt sehr gut ausgeschildert sind, muss man keine organisierte Tour buchen.

Wir entscheiden uns spontan für den Cerro Guanaco, einen durchaus anspruchsvollen Trail, der über 13 km auf 973 m hinaufführt, aber grandiose Ausblicke auf den Beagle-Kanal und die chilenischen Bergketten verspricht. Der Weg führt zunächst am Ufer des Lago Acigami entlang, bis es nach etwa einem Kilometer recht steil bergauf durch den Wald geht. Nach einiger Zeit gibt es bereits eine erste Aussicht auf den blau-grün schimmernden Lago Acigami.

Lago Acigami

Schon kurz nach dem Aussichtspunkt verändert sich die Landschaft: die Bäume werden sehr viel kahler und verwachsen immer mehr ineinander, Der Boden ist erst feucht, schließlich sumpfig, bis man in ein Hochmoor gelangt, von wo man einen Blick bis hinüber nach Chile hat.

sumpfiges Waldgebiet auf dem Cerro Guanaco
Hochmoor vor der Gipfeletappe
Aufstieg zum Gipfel

Danach kommt die Gipfeletappe, die letzten anderthalb Kilometer. Diese haben es dann allerdings richtig in sich! Der Weg schlängelt sich entlang des Bergrückens durch schieferartiges Geröll steil nach oben. Es gibt keine Tritte, keinen Halt und je höher es hinaus geht, umso stärker wird auch der Wind. Wir müssen mehrmals verschnaufen. Über dem Gipfel kreisen mehrere Adler und ich kann es kaum erwarten endlich hinaufzukommen. Und dann haben wir es geschafft – für die Aussicht auf die umliegende Landschaft, den Beagle-Kanal und die chilenischen Bergketten hat sich alle Mühe mehr als gelohnt.

Feuerland Nationalpark
Gipfel des Cerro Guanaco

Man kann im Tierra del Fuego Nationalpark noch weitere Trails wandern, die sicherlich genauso schön wie der Cerro Guanaco sind. Aber wir müssen weiter, denn es geht nach Punta Arenas in Chile. Einen Bericht über unsere Zeit dort findest Du hier. Ich habe mir das „Ende der Welt“ sehr viel weniger beeindruckend vorgestellt und hätte hier gerne noch mehr Zeit verbracht.

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